Federgabeltest 2023: 8 Enduro-Gabeln mit 170 Millimetern im Test (2024)

Bikepark-Freigabe, 170 Millimeter Federweg und bis zu sechs Verstell­optionen – so lauten die Gemeinsamkeiten dieses Testfelds. Mit acht Enduro-Federgabeln zwischen 842 und 1760 Euro schließen wir den dritten Teil unseres Mega-Federgabeltests, der insgesamt 33 unterschiedliche Modelle umfasst.

Dieses Mal hat uns der Weg in den Bikepark geführt, denn die wuchtigen Enduro-Gabeln mit Luft- und Stahlfedern sind hungrig auf dicke Brocken. Doch bevor die Forken an den Futternapf – also auf die erste Abfahrt – dürfen, wartet eine wahre Setup-Orgie.

Zuerst der Setup-Marathon: Federhärte, Dämpfung, High- & Lowspeed-Einstellungen

Mit zunehmendem Federweg steigt nicht nur das Abfahrtspotenzial, sondern auch die Fülle an Setup-Möglichkeiten. So finden sich an den meisten der von uns getesteten Enduro-Federgabeln ganze sechs Parameter, die das Fahrgefühl maßgeblich beeinflussen.

Neben der Federhärte lässt sich bei den meisten Gabeln die Druckstufendämpfung für schnelle und langsame Schlagabfolgen einstellen. Manche Hersteller wie Fox und SR Suntour verwenden auch für die Zugstufendämpfung eine separate High- und Lowspeed-Verstellung. Der Rest des Feldes beschränkt sich auf eine einfache Zugstufe.

Zusätzlich lässt sich bei fast allen Federgabeln mit Luftfeder die Endprogression mittels Volumen-Spacern einstellen. An den von uns getesteten Gabeln sind wir das werksseitige Standard-Setup an sogenannten Token gefahren und haben auch dementsprechend die Federkennlinien auf unserem Prüfstand aufgezeichnet.

Zwei Positiv-Luftkammern

Eine weitere Option zur Anpassung der Kennlinie und damit der Charakteristik des Fahrverhaltens besitzt die Era V2 von EXT. Die Gabel setzt auf zwei Positiv-Luftkammern mit zwei separaten Ventilen, die in der richtigen Reihenfolge befüllt werden müssen. Über den Druck in der kleineren Kammer verändert man nicht nur die Endprogression, sondern auch den Verlauf der Kennlinie im mittleren Federweg.

Verlagssonderveröffentlichung

Stahl- vs. Luftfeder: Was ist besser für Enduro-Bikes?

Doch es geht auch vollständig ohne Luft. Mit der Marzocchi Bomber Z1 Coil und der Formula Selva C stehen zwei Federgabeln mit Stahlfeder im Test. Über die Vorspannung der Spiralfeder lässt sich auch hier der Sag einstellen, solange das Fahrergewicht zur Federrate der verbauten Stahlfeder passt.

Marzocchi gibt für die standardmäßig eingesetzte mittlere Feder ein Fahrergewicht von 68 bis 82 Kilo an. Liegt man außerhalb des angegebenen Bereichs, hilft nur noch der Wechsel der Feder, womit wir, neben dem höheren Gewicht, beim Hauptnachteil der Stahlfeder wären.

Doch selbstverständlich gibt es auch Argumente, die für eine Stahlfeder sprechen: So kommen Stahlfedergabeln und auch -dämpfer mit weniger Dichtungen aus, was die Reibung reduziert und damit das Ansprechverhalten verbessert. Im Gegensatz zum Stahlfederdämpfer profitiert die Stahlfedergabel jedoch nicht von einer besseren Hitzeableitung, weil die Dämpfung ohnehin getrennt von der Feder arbeitet und nicht von einer Luftkammer umschlossen wird.

Weiterhin arbeitet die Stahlfeder über den gesamten Verlauf linear und liefert konstanten Gegenhalt. Gerade in den Anfangsjahren der Luftfahrwerke neigten manche Federelemente zum Wegsacken, da die Kennlinien im mittleren Bereich degressiv verliefen. Fluch und Segen zugleich hingegen ist die fehlende Endprogression. Stahlfedergabeln mit linearer Feder bieten einerseits weniger Durchschlagschutz, knausern auf der anderen Seite aber auch nicht mit Federweg.

Doch selbst im direkten Vergleich auf dem Trail fällt es sehr schwer, bei den Enduro-Federgabeln im Test zwischen Stahl- und Luftgabel zu unterscheiden. Gerade, wenn es um das Thema Sensibilität und Ansprechverhalten geht, haben moderne Luftgabeln viel an Boden gutgemacht. Durch immer größere und sich selbst befüllende Negativ-Kammern arbeiten gute Luftgabeln mit absolut ebenbürtiger Sensibilität.

38er-Standrohre bringen nicht nur Steifigkeit

Auch von außen sichtbar, hat sich an Enduro-Federgabeln einiges getan. Fox, Rockshox und SR Suntour setzen bei ihren langhubigen Forken auf wuchtige 38-Millimeter-Standrohre und optimieren damit die Steifigkeit. Der Rest des Feldes geht mit 36er-Standrohren oder im Falle von Formula sogar 35ern ins Rennen. Unsere Messungen aus dem Testlabor bestätigen den positiven Effekt. Bei der Bremssteifigkeit bieten die 38er-Gabeln um 25 bis 50 Prozent höhere Werte im Vergleich zur schlanken Formula.

Serienstreuung

Einen etwas faden Beigeschmack hinterließ die erneute Bestätigung, dass nicht jede Federgabel immer gleich gut funktioniert. Da wir im Anschluss an den Gabeltest auf denselben Strecken auch Enduros testeten, konnten wir selbst bei identischem Gabelmodell und gleichem Setup Unterschiede in der Funktion feststellen.

Grund, so vermuten wir, ist Serienstreuung. An Federgabeln entscheiden sehr geringe Toleranzen über die reibungslose Funktion. Selbst bei der Montage kann die Menge und Verteilung von Fett und Öl einen deutlichen Unterschied bewirken. Am Ende entscheidet also nicht nur das richtige Setup über eine perfekte Funktion, wenn man ein sprichwörtliches Montagsmodell erwischt hat.

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6 Bilder

Foto: Georg Grieshaber

FAZIT: Enduro-Federgabeln mit 170 Millimetern im Test

Die Rockshox ZEB gewinnt diesen Test mit einem knappen Vorsprung vor der Fox 38. Im Vergleich zur racigen 38 lässt sich der ZEB noch einen Ticken mehr Komfort entlocken, und das Setup gelingt ein­facher. Mit einer ebenfalls soliden Leistung sichert sich die X-Fusion Trace als günstigste Gabel im Test den Preis/Leistungs-Tipp. - Peter Nilges, Testleiter BIKE

Enduro-Gabeln 2023: Die Modelle im Test

DVO Onyx SC D1

Die Onyx vom amerikanischen Hersteller DVO bietet eine Fülle an Einstellmöglichkeiten. So lässt sich über die OTT-Funktion zusätzlich die Negativ-Feder vorspannen, was das Ansprechen beeinflusst. Dadurch arbeitet die Gabel sensibel, sackt mit wenig Druckstufe aber tief in den Federweg. Mit mehr Druckstufe arbeitet sie straffer, bietet aber insgesamt weniger Kontrolle und Traktion als eine Fox oder Rockshox.

Federgabeltest 2023: 8 Enduro-Gabeln mit 170 Millimetern im Test (13)Foto: BIKE RedaktionDVO Onyx SC D1

EXT Era V2 LT

Die italienische ERA V2 steht hoch im Federweg und bietet einen sehr guten Gegendruck bei sportlicher Fahrweise. Im Gegensatz zur bereits getesteten 130er-Variante teilt die lange Version jedoch selbst bei geringer Druckstufendämpfung stärker aus und lässt Komfort vermissen, was auf langen Abfahrten zu Ermüdung führt. Unsere Testgabel klackte nervig beim Ausfedern. Mit 1760 Euro sehr teuer.

Federgabeltest 2023: 8 Enduro-Gabeln mit 170 Millimetern im Test (14)Foto: BIKE RedaktionEXT Era V2 LT

Formula Selva C

Neben der Marzocchi ist die Selva C die zweite Federgabel mit Stahlfeder in diesem Test. Dennoch fällt das Gewicht niedrig aus. Aufgrund der schlanken 35er-Standrohre besitzt die Selva eine geringe Steifigkeit. Auf dem Trail spricht sie aber fein an und filtert auch schnelle Schläge souverän. Selbst mit wenig Druckstufe ist der Gegenhalt top. In groben Passagen könnte das Schluckvermögen besser sein.

Federgabeltest 2023: 8 Enduro-Gabeln mit 170 Millimetern im Test (15)Foto: BIKE RedaktionFormula Selva C

Fox 38 Factory Grip 2

Die Fox 38 erfüllt unsere hohen Erwartungen und liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Duell mit der Rockshox ZEB. Im direkten Vergleich fällt das Setup etwas aufwändiger aus, und die Fox fährt sich trotz bester Sensibilität eine Spur raciger, straffer und steht Dank der guten Dämpfungskontrolle hoch im Federweg. Selbst mit wenig Druckstufendämpfung bei der 38 liefert die ZEB dafür einen Hauch mehr Komfort.

Federgabeltest 2023: 8 Enduro-Gabeln mit 170 Millimetern im Test (16)Foto: BIKE RedaktionFox 38 Factory Grip 2

Marzocchi Bomber Z1 Coil

Die Z1 Coil setzt auf eine Stahlfeder anstelle von Luft und arbeitet sehr feinfühlig und aktiv. Damit generiert sie sehr viel Traktion und bietet hohen Komfort. Um genügend Gegendruck zu erhalten und ein starkes Wegtauchen zu verhindern, macht es Sinn, viel Druckstufe zu fahren. Eine Rasterung an der Verstellung fehlt. Beim Gewicht landet die Gabel mit schlanken 36er-Standrohren am hinteren Ende.

Federgabeltest 2023: 8 Enduro-Gabeln mit 170 Millimetern im Test (17)Foto: BIKE RedaktionMarzocchi Bomber Z1 Coil

Rockshox Zeb Ultimate

Mit knappem Vorsprung schnappt sich die ZEB Ultimate den Testsieg und kann sich gegenüber der Fox behaupten. Im direkten Vergleich liefert die ZEB einen Ticken mehr Komfort und ebnet auch grobe Passagen mit Souveränität und Kontrolle ein. Nebenbei gelingt das Setup relativ einfach, die Gabel wiegt bei sehr hoher Steifigkeit weniger als die Fox und ist obendrein auch noch günstiger.

Federgabeltest 2023: 8 Enduro-Gabeln mit 170 Millimetern im Test (18)Foto: BIKE RedaktionRockshox Zeb Ultimate

SR Suntour Durolux 38 EQ

Die wuchtige Durolux ist die schwerste Gabel im Vergleich, bietet dafür aber auch die höchste Bremssteifigkeit. Während die Gabel bei langsamer Fahrt sehr gut auf Feinheiten reagiert, reicht sie schnelle Schläge recht ungefiltert an den Fahrer weiter, was zu schneller Ermüdung führt. Unsere Testgabel wies auf beiden Seiten spürbares Buchsenpiel auf. Eine Luftdruckempfehlung auf der Gabel fehlt.

Federgabeltest 2023: 8 Enduro-Gabeln mit 170 Millimetern im Test (19)Foto: BIKE RedaktionSR Suntour Durolux 38 EQ

X-Fusion Trace 36 HLR

Mit 842 Euro ist die X-Fusion Trace nicht nur die günstigste Federgabel im Vergleich, sie ist gleich­zeitig auch die leichteste. Trotz schlanker 36er-Standrohre liegt die Steifigkeit im grünen Bereich. Auf kleine Unebenheiten reagiert die Trace angenehm sensibel und verdaut auch schnelle Schläge. Im Vergleich zu den Top-Gabeln steht die X-Fusion nicht ganz so gut im Federweg.

Federgabeltest 2023: 8 Enduro-Gabeln mit 170 Millimetern im Test (20)Foto: BIKE RedaktionX-Fusion Trace 36 HLR

Mega-Federgabeltests 2023: Teile 1 & 2 – jetzt lesen!

>> Test Federgabeln 2023: Von Cross Country bis Trail - 17 Gabeln mit 100 bis 140 Millimetern im Labor- und Praxistest

>> Test All-Mountain-Federgabeln 2023: 8 Gabeln mit 150 Millimetern im Vergleich

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